Das Feuerwehrtagebuch wird von der allerbestesten Anne aka Delaydi geführt, die mir nicht nur bei diesem Projekt, sondern auch im restlichen Leben als bessere Hälfte zur Seite steht.
Berlin, 13.04.2017, Gründonnerstag
Endlich ist der Tag gekommen, da wir unsere „Scarlet“ das erste mal selbst auf die Straße bringen.
Scarlet, unsere gut 40 Jahre alte Feuerwehrdame, wartet auf uns im Basiscamp in Birkenwerder und genau dorthin sind wir jetzt an diesem Donnerstagvormittag mit der S-Bahn und etwas gemischten Gefühlen unterwegs. Es ist eine Mixtur aus Anspannung, Glück, Nervosität, Freude und Furcht, mit einem Hauch von Surrealismus.
Ich bin aber vor allem aufgeregt und ein bisschen nervös, weil ich befürchte, dass wir auf halber Strecke zurück nach Berlin liegen bleiben könnten. Saetchmo geht es ähnlich, wir reden nicht viel und wenn, dann meist folgende Worte: „Endlich fahren wir unsere Feuerwehr heim!“ „Ja, aber drück‘ mal die Daumen, dass wir weiter als bis um die nächste Ecke kommen, schließlich wurde sie ein gutes Jahr lang nicht bewegt!“
Wir wechseln uns mit den Rollen ab. Unsere Aufregung hängt aber nicht mit der Werkstatt zusammen, die hat einen tollen Job gemacht und die Crew ist uns über die Zeit auch echt ans Herz gewachsen. Nervös sind wir, weil mit einem Oldtimer immer mal irgendetwas schief gehen kann und unsere Erfahrung in Pannensituationen mit derlei Gerät doch eher begrenzt ist.Hinzu kommt, dass wir bis jetzt noch kein Handbuch für unseren Mercedes-Benz 608LP haben, um uns mit der Technik vertraut zu machen.
Bevor wir jedoch überhaupt losfahren können, müssen wir erst wieder die Sitze montieren und etwas aufräumen.
Wir, das sind Saetchmo, unsere Hunde Charlotte Lottebecker sowie Leela Rakete und ich. Wobei die Hunde selbst nicht mit anpacken, dafür fehlt ihnen der Daumen. Die beiden sind mitgekommen, um sich schon einmal an unsere Scarlet zu gewöhnen, denn ist ihnen die Rolle der Wächter zugedacht.
Am Nachmittag ist es dann geschafft: Wir sind abfahrbereit.
Zwar schaut der Innenraum noch sehr karg und wüst aus, weil für einen Innenausbau bisher hauptsächlich das Geld, beziehungsweise das Material und ein wenig Zeit fehlt, doch von außen ist unser rollender Ziegelstein, wie Saetchmo die Feuerwehr gelegentlich liebevoll nennt, wieder ganz ansehnlich. Die Hauptsache aber ist, dass wir endlich TÜV haben! Alles andere, so denken wir, wird sich anschließend finden.
Nach einem herzlichen Abschied vom ganzen Werkstatt-Team, welches uns in den letzten Monaten viel Nützliches in Umgang und Wartung unseres Fahrzeuges lehrte, fahren wir vom Hof…
…nunja, noch nicht ganz. Zuerst muss Saetchmo das gut sechs Meter lange und zweieinhalb Meter breite Gefährt aus der Parklücke quer über den Hof zum Ausgang navigieren. Diese Aufgabe ist direkt die erste große Herausforderung für ihn, denn der Werkstatthof ist vollgestellt mit Wohnmobilen, Transportern und Sonderfahrzeugen aus ganz Europa, die hier wieder fit gemacht werden.
Die ersten zwanzig gefahrenen Meter sind eine Präzisionsarbeit, die der Saetche souverän meistert und nach einem letzten Hupen steige auch ich in die Fahrerkabine und wir sind unterwegs.