Echochamber 374 (09.05.19)

So ihr Lieben,
eine Woche ist rum und Zeit wird’s für basstherapeutische Maßnahmen.

Mal ein kurzer historischer Rückblick, damit ihr meine Begeisterung ein wenig nachvollziehen könnt. Nach der Wende war Hip Hop im östlichen Untergrund ziemlich angesagt und es gab eine Menge Crews. Dies, das, Ananas. Die Musik war ne Möglichkeit, mit Umstürzen in der persönlichen Lebenslinie umzugehen. Für mich war das Genre ein Fangnetz. Entsprechend blutet mir oft das Herz, wenn ich höre, was da teilweise heute so geboten wird. Aber so ist das wohl, Moden ändern sich, da kann man nichts machen. Außer man nennt sich Ostberlin Androgyn und zeigt dem Business, wie es heute zelebriert wird einen ganz dicken Mittelfinger. Mit Spucke dran. Bei Ostberlin Androgyn weiss man oft nicht so genau, wo die Ironie aufhört und die Wirklichkeit anfängt. Ich mag das. Nach dem „Mixtape #1“ vom letzten Dezember, holt das Trio nun mit einer Vinyl EP weiter aus. Die Beats auf der „Ostberlin Androgyn EP 2019“ kommen, wie schon bei den Vorgängern von Spoke, die einen fantastischen Job macht und neben ihrem Soloprojekt auch als Member des Psychedelic Orchestra bekannt sein dürfte. Die MCs Kanye Ost und Gregor Easy, die ihre Reime wie druffe Ninjas in die Treppenhäuser von unsanierten Plattenbauten spucken, ergänzen sich dazu wie Handfeger und Müllschippe. Das hinter all den selbstironischen Der-Osten-ist-grau Klischees echter persönlicher Kampf und Schmerz stehen, blitzt ab und zu durch und macht die Nummer für mich fast ein wenig biografisch. Vielleicht nehme ich das ganze aber auch viel zu persönlich. Gefällt mir jedenfalls so gut, dass ich gleich mal 5 Songs in die Echochamber eingebaut habe und hier voll ins Labern gekommen bin. Phew. Alle Veröffentlichungen von Ostberlin Androgyn gibt’s übrigens als kostenlosen Download, aber es ist natürlich nie verkehrt, Künstler trotzdem mit dem einen oder anderen Euro zu unterstützen und bei Bandcamp kommt das in dem Fall sogar ziemlich direkt an.

Zebler Enchanti Experience sind das erste Mal in mein musikalisches Blickfeld gerückt, als sie in den Nuller Jahren mit Shpongle tourten. Das da mal sowas wie die „End Trance“ EP bei raus kommen würde, war nicht wirklich abzusehen. Junge, Junge. Das ist auf ganz vielen Ebenen next Level Shit, das solltet ihr gehört haben. Erschienen bei Wakaan, wo sonst und mit maximaler Empfehlung von mir.

EPs sind wohl gerade in. Die nächste Veröffentlichung ist auch eine. Sogar eine schon recht betagte. Morphos „Maracudja“ EP erschien im Original 2008 und wird jetzt vom A Quiet Bump Netlabel in einer remasterten Version erneut ins Netz entlassen. Das hat sich absolut gelohnt. Man hört die für die Zeit typischen Dubeffekte und Vibes, aber es klingt nach 2019. Darüber hinaus macht Morpho genau den Dubsound, den ich mag und zur Zeit ein wenig vermisse. Etwas mystisch, bis hin zu musikalisch kryptisch und mit einer ungeheuren Soundexperimentierfreude, die nie ihre Wurzeln vergisst. Sehr nice.

Zum Schluss noch eine richtig geile und gelungen Kollabo zwischen Dreadful und Massakos. „Dreadful meet Massakos“ hat derbe Beats und Riddims zu bieten und obwohl Vocals in diesem Genre oft so eine Sache sind, klingt Massakos Toasting auch nach dem vierten Tune absolut nicht langweilig. Im Gegenteil.

Darüber hinaus gab es noch Songs von folgenden Veröffentlichungen zu hören:


Das war diesmal ne Menge.
Wie findet ihr denn Ostberlin Androgyn? Schreibt mir das doch mal in die Kommentare, wenn ihr Lust habt. Würde mich brennend interessieren.
Ansonsten hören wir uns nächste Woche zu einer neuen Echochamber.
Ick freu mir druff.
Bis dahin
Bass ahoi
Saetchmo

TRACKLISTE

Intro
01 The Prodigy- Voodoo People (Phibes Remix)
02 Alcemist – Time Travel
03 Celt Islam – Starlight (Future Jungle Mix)
04 Soul Intent – Summer Daze
05 Canna X Rayn – Ganja Cru
06 Recon – Redlight
07 Vrum & Cramz – Apokalypse
08 Lucii – Dance
09 Psymbionic – Bionic Chronic (Lucchii Remix)
10 DreadFul – Social Media
11 Zebbler Encanti Experience – Outside The Box
12 Grodio – Crush Dem
13 Ostberlin Androgyn – Untergrund feat. ROX aka Mau Mushi
14 MEGATRON3X – Programmed For Evil
15 Zebbler Encanti Experience – Trance End
16 DreadFul – Ancient Seeds
17 Art-X – Wings ft. Ondubground
18 Black Market – Star Trek Main Theme Dub
19 Ostberlin Androgyn – Kati Witt
20 DreadFul – Taking Ovah
21 Ostberlin Androgyn – Critical
22 SuDs & Drezza – Dark Crystal
23 Manwel T – Dub Celebration
24 Ostberlin Androgyn – Preis
25 Morpho – Last night (feat. DT blues)
26 Good Over Evil Productions – Keep the fire burning (alternative mix)
27 dub_cmd – Moonsteppa Dub
28 Morpho – Projector (feat. Bèss)
29 Morpho – Nu vu (feat. NRG)
30 Ostberlin Androgyn – Das Leben ist hart, aber ich bin high
Outro

[Die basstherapeutische Echochamber läuft (so ziemlich fast) immer am Donnerstag um 21 Uhr im Livestream]

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Ein Gedanke zu „Echochamber 374 (09.05.19)

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