„Wumm, wumm, wumm, wumm“, dröhnt es mir vielversprechend entgegen, als ich mich frühmorgens, halbwegs ausgeschlafen und in bester Sonntagslaune vor dem Mensch Meier einfinde. Das Closing Set der DYNAMICxWIXAPOLONIA Party, auf das ich mich schon lange gefreut habe, ist der erste Live-Gig seit gut zwei Jahren, auf den ich mich in Ruhe mental und musikalisch vorbereiten konnte. Zudem habe ich endlich mal die Chance, meine Trommelbasssammlung vor Publikum auszupacken und zu schauen, ob es genauso viel Spaß beim Spielen hat, wie ich. Und das will ich so frisch und fit wie möglich über die Bühne bringen.
Kaum im Club, attackieren sie mich, hart und brutal: Schranzbass und Stakkatobeat und ich denke mir leicht besorgt, „Oh, oh, vielleicht ist meine Selection noch zu soft?“
Natürlich mischt sich in die Vorfreude langsam Lampenfieber, jetzt da ich endlich erfahre mit welchem Publikum ich es tatsächlich zu tun bekomme. Das weiß man vorher ja nie so genau. Ich beglückwünsche mich jedenfalls still dafür, die Nacht nicht durchgefeiert zu haben. Sonst wäre ich jetzt schon viel zu zerstört und garantiert nicht mehr fähig, mein Set mit voller Energie und verspielter Leichtigkeit zu präsentieren. So, wie es ganz offenkundig nötig sein wird.
Denn eines ist klar: Die Leute, die hier unterwegs sind, haben für heute definitiv noch nicht genug Tanzmeilen gesammelt!
Dreißig Minuten und einen starken Kaffee später taste ich mich durch den Nebel auf der Suche nach meinem Pult. Er ist so dicht, dass ich nur hier und da rhythmisch schwingende Arme und Beine ausmachen kann und mehr als einmal finde ich mich nur wenige Zentimeter vor einem breit grinsenden Gesicht wieder.
Als ich es endlich hinter das Pult schaffe, bin ich schon einmal komplett durchgeschwitzt. Das Theater, der Floor auf dem ich auflegen soll, ist die reinste Dampfsauna, betrieben von unermüdlichen Tänzern und Nebelmaschine.
Ich muss grinsen, denn das Theater ist all das, worauf ich mich so derb gefreut habe: dunkel, neblig, heiß, laut und ein bisschen feucht vom Schweiß, der von der Decke tropft.
In Rekordzeit stelle ich meine Technik auf und warte mit Kribbeln in Fingern und Magengrube darauf, dass Whattis ihren letzten Tune abfeuert. Es ist eine Hardtechversion von AHA’s „Take On Me“ und das Publikum explodiert noch einmal förmlich.
Dann bin ich an der Reihe.
Ich fahre die Regler hoch, drücke auf Play und …
… die Boxen bleiben stumm. Ist ja klar, Murphy’s Gesetz trifft mich irgendwie immer.
Verdammt!
Es vergehen wertvolle Sekunden, in denen die Technikerin und ich hektisch nach dem Grund suchen, während sich langsam die Tanzfläche leert. Verdammt, verdammt, verdammt! Genau so hatte ich mir das gerade nicht vorgestellt!
Kurz darauf entdecke ich das Problem: ich hatte in der Eile und Aufregung die Stecker des Audiokabels nicht ordentlich in die Konsole gesteckt. Das habe ich nun davon, dass ich so zerstreut bin.
„Nun, wenigstens ist der Floor nicht leer, weil die Musik schlecht war“, kommentiert meine innere Satirikerin lakonisch.
Und Recht hat sie!
Was mir bleibt, ist zu tun, weswegen ich gekommen bin: um einen wilden Ritt abzuliefern. Alles andere ist im Moment total unwichtig.
Ich atme noch einmal durch,fokussiere mich, drücke Play und dann endlich, spiele, tanze, schwitze und feier ich durch das Set. Grinsende Gesichter schälen sich aus dem Partynebel, die Tanzfläche füllt sich, ich bin glücklich. Was gibt es auch schöneres, als Menschen zum Tanzen zu bringen und Freude zu bereiten?
Getragen vom Publikum schwebe ich förmlich durch meinen letzten Tune. „Wumm, wumm, wumm, wumm,“ dröhnt es noch einmal aus den Boxen. Dann ist Feierabend.
Viel Spaß beim Nachhören und Bass Ahoi
Eure Delaydi